Trotz Krisen: Weltweites Privatvermögen steigt auf Rekordniveau

Link zur Studie
  • BCG Global Wealth Report 2022: Gesamtnettovermögen summiert sich auf 473 Billionen US-Dollar – Finanzvermögen wuchsen 2021 um 10,6 Prozent
  • Privatvermögen in Deutschland steigt auf mehr als 20 Billionen US-Dollar – 3.100 „Superreiche“ besitzen etwa ein Fünftel des Finanzvermögens
  • Prognose: Weltweite Vermögen wachsen in den kommenden fünf Jahren trotz Krieg in der Ukraine und Inflationsdruck um 5 Prozent jährlich
  • Potenzial für Vermögensverwalter: Markt für Kryptowährungen wächst in den kommenden Jahren um das Vier- bis Fünffache

München/Zürich—Das weltweite Privatvermögen ist 2021 überdurchschnittlich stark gewachsen. Das Nettogesamtvermögen stieg um 10,3 Prozent auf ein Rekordniveau von 473 Billionen US-Dollar. Das Finanzvermögen in privater Hand (Bargeld, Kontoguthaben, Schuldverschreibungen, Anteilsrechte an Unternehmen und Investmentfonds sowie Pensionen) stieg um 10,6 Prozent (26 Billionen US-Dollar) – so stark wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Das Realvermögen, bestehend aus privaten Sachwerten, stieg weltweit um 9,4 Prozent (22 Billionen US-Dollar). Das sind Ergebnisse des Global Wealth Report 2022: Standing Still Is Not an Option der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG), der dieses Jahr zum 22. Mal erscheint.

„Grund für das starke Wachstum waren vor allem steigende Aktienkurse, befeuert von guten Unternehmensergebnissen“, sagt Anna Zakrzewski, Partnerin in Zürich und weltweit verantwortlich für Vermögensverwaltung bei BCG. „Doch auch Sachwerte sind bei Privaten sehr beliebt—das Interesse von Investor:innen an Immobilien, Wein, Kunst und anderen physischen Anlagen wird immer größer.“

Das stärkste regionale Wachstum verzeichneten Osteuropa und Zentralasien mit einer Steigerung um 23 Prozent auf 12 Billionen US-Dollar. Doch auch Nordamerika legte bei den Privatvermögen kräftig zu: um 15 Prozent auf 159 Billionen US-Dollar. Damit bleibt Nordamerika weltweit die Region mit dem höchsten Privatvermögen, gefolgt von Asien (plus 7 Prozent, 127 Billionen US-Dollar) und Westeuropa (plus 8 Prozent, 106 Billionen US-Dollar). Eine bemerkenswerte Erkenntnis der Studie: Die Finanzmetropole Hongkong wird die Schweiz voraussichtlich im Jahr 2023 als Nummer-Eins-Finanzplatz für ausländische Vermögen („cross-border wealth“) ablösen. „In der Vermögensverwaltung ist das eine Zeitenwende—die Schweiz hat den Markt für ausländisches Geld mehr als 200 Jahre lang dominiert. Diese Dominanz endet nun“, sagt Studienautorin Zakrzewski.

Deutsche besitzen 20 Billionen US-Dollar – drittmeiste „Supereiche“ weltweit

Auch in Deutschland werden die Menschen reicher, das Nettovermögen stieg um 10,3 Prozent auf über 20 Billionen US-Dollar. Das private Finanzvermögen wuchs um 8 Prozent auf jetzt mehr als 9 Billionen US-Dollar. Das Sachvermögen stieg sogar zweistellig, um 11 Prozent, auf 13 Billionen US-Dollar. Abzüglich der Schulden von 2,3 Billionen US-Dollar haben private Haushalte in der Bundesrepublik also ein Gesamtnettovermögen von 20,2 Billionen US-Dollar. „Traditionell investieren die Deutschen lieber in Immobilien als in Wertpapiere, das zeigt die Sachwertquote von mehr als 65 Prozent deutlich“, sagt Autorin Zakrzewski. Deutschland liegt, gemessen am Finanzvermögen von 9 Billionen US-Dollar in der Liste der reichsten Länder damit auf Platz fünf, hinter Großbritannien (10,2 Billionen). Spitzenreiter bleiben die USA mit fast 120 Billionen US-Dollar an Finanzvermögen, gefolgt von China (30,9 Billionen US-Dollar) und Japan (18 Billionen).

15 Prozent des weltweit investierbaren Finanzvermögens wird von den rund 69.000 sogenannten Ultra-High-Net-Worth Individuals (UHNWIs) mit einem persönlichen Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar gehalten. In den USA leben rund 25.800 UHNWIs, in China 8.500. Deutschland steht an Stelle 3; hier leben 3.100 „Superreiche“, das sind etwa 300 mehr als im Vorjahreszeitraum. Sie halten 21 Prozent des gesamten Finanzvermögens im Land. Auf den weiteren Plätzen folgen Frankreich (2.700) und Kanada (2.600), Großbritannien (2.300) sowie Italien (2.100).

Weltweites Privatvermögen wächst bis 2026 um 80 Billionen US-Dollar

Das weltweite Vermögen hat sich in den vergangenen Jahren als sehr widerstandsfähig gegenüber globalen Krisen gezeigt – weiteres Wachstum erwartet Studienautorin Anna Zakrzewski deshalb auch mittelfristig: „Mehr als 80 Billionen US-Dollar werden in den kommenden fünf Jahren an zusätzlichem Reichtum entstehen, trotz der enormen Herausforderungen, die wir aktuell sehen. Dazu gehört die hohe Inflation, getrieben von Lieferengpässen, gestiegener Nachfrage und expansiver Geldpolitik während der Corona-Pandemie. Doch auch die russische Invasion der Ukraine hat großen Einfluss – Energiequellen sind versiegt, Rohstoffpreise stark angestiegen und Frachtverbindungen gekappt.“

Um die Auswirkungen auf die weltweiten Vermögen zu ermitteln, haben die Autoren zwei Szenarien ermittelt. Im Basisszenario, das von einem Stopp der russischen Invasion noch in diesem Jahr ausgeht, erwarten die Expert:innen trotz kurzfristigen Einbruchs ein jährliches Vermögenswachstum von 5,3 Prozent auf knapp 80 Billionen US-Dollar bis 2026. Ein Wachstum von durchschnittlich 5 Prozent errechnet die Studie im zweiten Szenario, falls der Krieg andauert und die Sanktionen verschärft werden bzw. länger anhalten. „Die Wohlstandsentwicklung ist erstaunlich robust; selbst vor dem Hintergrund der geopolitischen Turbulenzen werden die Vermögen weltweit weiter anwachsen.“

Der größte Wachstumsmarkt für das Finanzvermögen ist Asien und Ozeanien (ohne Japan). Bis 2026 prognostiziert der Report ein durchschnittliches Wachstum von 8,4 Prozent. Dann wäre ein Viertel des weltweiten Vermögens in Asien angesiedelt. Das Finanzvermögen in den USA hingegen werden den Prognosen zufolge langsamer wachsen – 4,7 Prozent jährlich. Auch in Westeuropa nimmt der Vermögenszuwachs ab, auf dann weniger als 4 Prozent pro Jahr.

Kryptowährungen: Viel Potenzial für Vermögensverwalter

Etwa eine Billion Dollar Vermögen in Kryptowährungen halten nicht konventionelle Vermögensverwalter derzeit, zeigt die BCG-Studie. Bis 2030 könnte sich die Marktkapitalisierung von Bitcoin und anderen Digitalwährungen um das Vier- bis Fünffache erhöhen. Studienautorin Zakrzewski sieht hier großes Potenzial für traditionelle Vermögensverwalter: „Fast 80 Prozent der befragten Kund:innen gaben an, dass sie stärker in Kryptowährungen investieren würden, wenn Vermögensverwalter Beratung dazu anböten. Das ist eine Riesenchance.“ Weiteres Wachstumspotenzial für die Branche liegt zudem in der Personalisierung und Digitalisierung der Services. „Vermögensverwalter, die ihre Angebote besonders gut auf die Kundenbedürfnisse zuschneiden, haben zufriedenere Kund:innen und eine geringere Abwanderungsrate als andere“, sagt Zakrzewski.

The Boston Consulting Group
Julian Bird
Media Relations

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80539 München

Über die Studie

Mit dem Global Wealth Report untersucht die Boston Consulting Group jährlich die weltweite Entwicklung privater Finanzvermögen, Sachwerte sowie Verbindlichkeiten. Die Analyse umfasst aktuell 97 Märkte, auf die zusammen 98 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts entfallen, und berücksichtigt Daten von mehr als 150 Vermögensverwaltern. Die diesjährige Studie ist die 22. Ausgabe.

Hier kann die Studie heruntergeladen werden.

Über BCG

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Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustoßen. BCG verzahnt führende Management-Beratung mit Expertise in Technologie, Digital und Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorne bringen. Das Unternehmen mit Büros in mehr als 90 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 25.000 Mitarbeitern im Jahr 2021 einen Umsatz von 11 Milliarden US-Dollar. Weitere Informationen: www.bcg.de