- Sinkende Wachstumsdynamik: Der weltweite Ertrag im Zahlungsverkehr steigt bis 2029 auf 2,4 Billionen US-Dollar bei reduzierter Wachstumsrate von rund 4 Prozent
- 313 Transaktionen pro Jahr: Deutsche hängen am Bargeld – Norweger sind europäischer Spitzenreiter beim digitalen Bezahlen (rund 800 Transaktionen)
- Die Zahl der „Instant Payments“ steigt in Deutschland bis 2029 im Vergleich zu 2024, bleibt aber hinter Wachstumsmärkten wie Indien oder Brasilien zurück
- Innovative Technologien wie Stablecoins und Agentic AI treiben eine strukturelle Neuausrichtung der Branche voran – ihr Potenzial wird jedoch bislang kaum ausgeschöpft
München—Das Wachstum im weltweiten Zahlungsverkehr verliert deutlich an Dynamik: Bis 2029 steigt der Ertrag der Payments-Branche zwar auf 2,4 Billionen US-Dollar, legt aber mit einer Wachstumsrate von rund 4 Prozent pro Jahr deutlich langsamer zu als in den vergangenen Jahren. Gleichzeitig eröffnen neue Technologien wie Stablecoins und Agentic AI Chancen für eine strukturelle Neuausrichtung der Branche – wenn ihr Potenzial konsequent genutzt wird. Das zeigt der aktuelle Global Payments Report 2025 der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) mit dem Titel The Future Is (Anything but) Stable. Die Studie analysiert jährlich die weltweiten Zahlungsströme und Erträge der Zahlungsdienstleister.
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei der Nutzung digitaler Zahlungsmittel weiterhin zurück: 2024 wurden hierzulande im Schnitt 313 digitale Zahlungen pro Kopf getätigt. In den nordischen Ländern ist das Niveau deutlich höher. Die Norweger kommen auf rund 800 Transaktionen pro Jahr, gefolgt von Dänemark (rund 700) sowie Schweden und Finnland mit jeweils rund 600 Transaktionen pro Kopf.
Damit liegt Deutschland bei den digitalen Zahlungen auch deutlich unter dem EU27-Durchschnitt von rund 380. Bis 2029 wird die Zahl hierzulande zwar auf rund 480 Zahlungen steigen, doch bleibt der deutsche Markt damit klar abgeschlagen. „Die Deutschen hängen bei der Bezahlung an der Ladenkasse nach wie vor oft am Bargeld – für die Branche ist das eine große Herausforderung“, sagt Dr. Markus Ampenberger, BCG-Experte für Zahlungsverkehr und Co-Autor der Studie.
Ertragspool in Europa und Nordamerika wächst unter dem globalen Schnitt
In Deutschland werden die Erträge der Zahlungsdienstleister im Zeitraum von 2024 bis 2029 voraussichtlich nur um durchschnittlich 2,0 Prozent pro Jahr zulegen. Damit verlangsamt sich die Dynamik deutlich im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren, in denen die Branche hierzulande noch zweistellige Zuwachsraten erzielt hat. In Österreich prognostizieren die Autoren sogar nur 1,1 Prozent Wachstum für denselben Zeitraum, für die Schweiz 2,7 Prozent. Deutschland liegt damit im DACH-Vergleich auf Rang zwei – insgesamt bleibt die Region jedoch hinter den dynamischeren Weltmärkten zurück. Rückläufige Zinserträge bremsen die Entwicklung, während Transaktionserlöse für Stabilität sorgen und bis 2029 den wichtigsten Wachstumstreiber darstellen.
Weltweit belief sich der Ertragspool im Zahlungsverkehr 2024 einschließlich Erlösen aus Transaktionen, Gebühren und Zinserträgen aus Girokonten oder Kreditkarten insgesamt auf 1,9 Billionen US-Dollar – nach jahrelangem Wachstum von durchschnittlich knapp 9 Prozent pro Jahr. Künftig wird der globale Ertragspool nach BCG-Prognose nur noch um rund 4 Prozent jährlich zulegen, da die positiven Effekte aus Einlagenmargen nachlassen. Dabei zeigen sich deutliche regionale Unterschiede: Betrachtet man das gesamte Wachstum – also transaktionsbezogene und nicht-transaktionsbezogene Erträge zusammen –, liegt Lateinamerika im Zeitraum 2024 bis 2029 mit einem prognostizierten jährlichen Plus von 7,9 Prozent klar an der Spitze. Es folgen der Mittlere Osten und Afrika mit 6,8 Prozent. In Europa wird das Wachstum in diesem Zeitraum voraussichtlich bei 3,5 Prozent liegen und damit in etwa auf dem Niveau von Nordamerika (3,4 Prozent) und dem asiatisch-pazifischen Raum (3,3 Prozent).
„Das starke Wachstum in Lateinamerika speist sich vor allem aus zweistelligen Zuwächsen bei transaktionsbezogenen Erträgen, während in Europa und Nordamerika die Märkte deutlich gesättigter sind. Dort bremsen zudem die stark nachlassenden Zinseffekte, die in den vergangenen Jahren noch für zusätzlichen Rückenwind gesorgt haben“, so Ampenberger.
Neue Technologien verändern die Branche
Die Studie benennt zudem fünf strukturelle Kräfte, die den Zahlungsverkehr nachhaltig verändern. Dazu zählen Agentic AI, Stablecoins, Fintech-Innovationen, Echtzeitüberweisungen sowie die anhaltende Notwendigkeit zur Kostenoptimierung. Für Banken und Zahlungsdienstleister bedeutet das, ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle an diese Entwicklungen anzupassen und so die Weichen für die nächste Wachstumsphase zu stellen.
Agentic AI – also KI-Systeme, die eigenständig Aufgaben ausführen und Entscheidungen treffen können – wird den Zahlungsverkehr maßgeblich prägen. Mehr als eine Billion US-Dollar an E-Commerce-Ausgaben könnte in den kommenden Jahren von solchen KI-Anwendungen beeinflusst werden. Schon heute geben 81 Prozent der von BCG befragten US-Konsumenten an, beim Einkaufen entsprechende KI-basierte Tools nutzen zu wollen.
Auch digitale Währungen wie Stablecoins entwickeln sich zu einem bedeutenden Faktor: Mit einem Transaktionsvolumen von 26 Billionen US-Dollar spielen sie bereits eine große Rolle – auch wenn bislang nur rund ein Prozent davon auf reale Zahlungen entfällt. Das Potenzial für Banken und neue Anbieter ist dennoch enorm.
Gleichzeitig wächst das Fintech-Segment dynamisch: Zahlungsdienstleister aus diesem Sektor erzielten 2024 weltweit 176 Milliarden US-Dollar an Ertrag und verzeichnen 45 Prozent des gesamten Fintech-Ertrags bei jährlichen Wachstumsraten von 23 Prozent. Die erfolgreichsten Fintech-Player wachsen damit dreimal so schnell wie etablierte Anbieter. In den vergangenen 25 Jahren haben sie zudem mehr als 135 Milliarden US-Dollar an Eigenkapitalfinanzierung angezogen, etwa ein Viertel aller Investitionen weltweit in Fintechs.
Ebenfalls an Fahrt gewinnen Transaktionen in Echtzeit, sogenannte „Instant Payments“. Allein 2024 stieg das weltweite Transaktionsvolumen um 40 Prozent. Inzwischen entfallen rund ein Viertel aller digitalen Zahlungen von Privatkunden weltweit auf diese Systeme. In Märkten wie Indien oder Brasilien machen Echtzeitzahlungen bereits mehr als die Hälfte aller digitalen Transaktionen aus; bis 2030 wird eine ähnliche Verbreitung auch im Mittleren Osten und in Afrika erwartet. In Deutschland hingegen bleibt die Nutzung im internationalen Vergleich bisher gering – selbst bei einem Zuwachs bis 2029 liegt das Land klar hinter den weltweiten Wachstumsmärkten zurück.
Insgesamt wird deutlich: Die globale Payments-Branche steht an einem Wendepunkt – und Deutschland bildet hier keine Ausnahme. „Wachstum und Kundennutzen gehen künftig Hand in Hand“, betont Ampenberger. „Die Gewinner von morgen werden nicht nur die schnellsten Technologieanwender sein, sondern diejenigen, die neue Fähigkeiten konsequent in ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle sowie in ihr Kundenangebot integrieren.“
Pressekontakt
Julian Bird
Media Relations
Über die Studie
Der jährliche Global Payments Report analysiert die Entwicklungen des Marktes für Zahlungsabwicklungen und erscheint dieses Jahr in der 23. Ausgabe. Er basiert unter anderem auf Auswertungen des BCG Global Payment Models.
Über BCG
Die Boston Consulting Group (BCG) ist eine weltweit führende Unternehmensberatung. Gemeinsam mit Führungskräften aus Wirtschaft und Gesellschaft treiben wir tiefgreifende Transformationen voran. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich Unternehmensstrategie. Unser Ziel: Organisationen so stärken, dass sie wachsen, nachhaltige Wettbewerbsvorteile entwickeln und positiven gesellschaftlichen Wandel gestalten können.
BCG steht für erstklassige Strategieberatung mit Technologiekompetenz sowie unternehmerischer Umsetzungskraft – von digitalen Geschäftsmodellen bis zu Corporate Ventures. Unsere internationalen Teams vereinen Branchenwissen, funktionale Expertise und vielfältige Perspektiven – sie hinterfragen den Status quo und setzen Impulse für echte Veränderung. Unser Beratungsmodell ist einzigartig: Es setzt auf enge Zusammenarbeit innerhalb unserer Teams und bei unseren Kunden – über alle Organisationsebenen hinweg.
BCG ist mit rund 33.000 Mitarbeitenden in über 100 Städten und mehr als 50 Ländern vertreten. Weltweit erzielte BCG im Jahr 2024 einen Umsatz von 13,5 Milliarden US-Dollar.
Weitere Informationen:
www.bcg.com