Trotz Corona: Private Vermögen wachsen weltweit auf Rekordhoch

  • Gesamtnettovermögen summiert sich auf 431 Billionen US-Dollar
  • Österreicher im weltweiten Vergleich des Gesamtvermögens auf Platz 22
  • Vermögensverwalter sollten stärker auf Kundenbedürfnisse eingehen

Wien, 10. Juni 2021 – Das globale Vermögen ist entgegen vielen Erwartungen im Corona-Jahr 2020 überraschend stark angewachsen. Das Finanzvermögen in privaten Händen – Bargeld, Kontoguthaben, Schuldverschreibungen, Anteilsrechte an Unternehmen und Investment Fonds, Pensionen und Lebensversicherungen – wuchs um 8,3 Prozent und summiert sich nun weltweit auf 250 Billionen US-Dollar. Zu diesem Ergebnis kommt der „Global Wealth Report 2021: When Clients Take the Lead“ der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG). Die Studie erscheint dieses Jahr in ihrer 21. Ausgabe. „Grund für diesen Rekordzuwachs sind nicht nur die äußerst robusten Aktienmärkte, sondern auch der sprunghafte Anstieg der Nettoersparnis um fast elf Prozent,“ erläutert Anna Zakrzewski, BCG-Partnerin und Autorin der Studie. „Noch nie in den vergangenen 20 Jahren haben Private ihre Bargeld- und Sichteinlagenbestände so stark ausgebaut.“

Zusätzlich zum Finanzvermögen hat der Global Wealth Report in diesem Jahr die Sachwerte in privater Hand ermittelt – insbesondere Grundbesitz, aber auch Wertgegenstände wie Kunst oder Gold. Diese Sachwerte ergeben 2020 in Summe weitere 235 Billionen US-Dollar. Unter Abzug von Schulden besitzen Private somit insgesamt ein Gesamtnettovermögen von 431 Billionen US-Dollar.

Österreicher werden reicher und investieren an der Börse

Auch in Österreich haben sich die Vermögenswerte in 2020 positiv entwickelt. Das private Finanzvermögen wuchs um rund fünf Prozent auf 1,0 Billionen US-Dollar. Das Sachvermögen stieg um 3,3 Prozent auf 2,1 Billionen Dollar. Abzüglich der Schulden von 0,2 Billionen US-Dollar besitzen private Haushalte in Österreich also 2,9 Billionen US-Dollar. Mit dieser Entwicklung liegt Österreich im weltweiten Vergleich des Gesamtvermögens auf Platz 22. Bis 2025 wird das Finanz- und Sachvermögen der Österreicher voraussichtlich auf 3,3 Billionen US-Dollar anwachsen.

Österreicher halten 35 Prozent ihres Vermögens in Aktien und Investmentfonds. Damit liegen sie neun Prozentpunkte über dem Durchschnitt Westeuropas. „Entgegen der vorherrschenden Meinung zeigt sich, dass die Österreicher offen für neue Anlageformen sind“, sagt Zakrzewski. Dennoch werden nach wie vor 40 Prozent des Privatvermögens hierzulande in Spareinlagen oder Bargeld gehalten. Das sind rund zehn Prozentpunkte mehr als der Durchschnitt in Westeuropa.

Im weltweiten Vermögens-Ranking führt Nordamerika mit 136 Billionen US-Dollar weiterhin unangefochten das Feld an. Es folgen Asien ohne Japan (117 Billionen US-Dollar) und West-Europa (103 Billionen US-Dollar).

15 Prozent des weltweiten investierbaren Finanzvermögens wird von den rund 60.000 sogenannten Ultra-High-Networth-Individuals (UHNWI) mit einem persönlichen Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar gehalten. In den USA leben rund 20.600 UHNWIs, in China 7.800. Deutschland steht an Stelle drei, hier leben 2.900 „Superreiche“. Auf den weiteren Plätzen folgen Frankreich (2.500), Großbritannien (2.100) sowie Hong Kong und Kanada (je 1.900).

Vermögensverwalter müssen bedürfnisorientierter agieren

Für die kommenden Jahre erwartet BCG ein stetiges Wachstum des weltweiten Gesamtnettovermögen: bis 2025 um jährlich durchschnittlich knapp fünf Prozent auf 544 Billionen US-Dollar. „Für Vermögensverwalter bietet dieses Wachstum außergewöhnliche Möglichkeiten“, prognostiziert Zakrzewski. „Um diese zu nutzen, sollten sie allerdings den Markt durch eine neue Brille betrachten. Das bedeutet, Kundenzielgruppen streng nach ihren jeweiligen Bedürfnissen differenzieren, ihr Verhalten antizipieren und so neue Wertschöpfungsquellen erschließen.“ Die BCG-Analyse identifiziert drei Zielgruppen mit hohem Entwicklungspotenzial, die von Vermögensverwaltern bislang zu wenig oder gar nicht bedient wurden:

  • Klienten mit unkomplizierten Bedürfnissen
    Weltweit gibt es mehr als 330 Millionen Menschen mit einem Finanzvermögen zwischen 100.000 und 3 Millionen US-Dollar; zusammen besitzen sie ein investierbares Vermögen von rund 60 Billionen US-Dollar. In Österreich leben hiervon 1,4 Millionen Menschen, welche ein investierbares Vermögen von 210 Milliarden US-Dollar besitzen. Vermögensverwalter können sich dieses enorme Potenzial erschließen, indem sie die digitalen Bedürfnisse der Zielgruppe bedienen. Wer diese – ähnlich wie Amazon oder Netflix – frühzeitig über eine stimmige digitale Plattform erfassen und bedienen kann, macht das Rennen.
  • Die neuen Superreichen
    Die Zahl der UHNWIs wächst seit 2015 um fast zehn Prozent jährlich – allein 2020 kamen mehr als 6.000 hinzu – davon 20 in Österreich.  Vermögensverwalter, die diese neue Kundengeneration gewinnen oder halten wollen, müssen ihre speziellen Präferenzen kennen und bedienen. Zakrzewski: „Die nächste Generation der Superreichen möchte nicht einfach weiter behandelt werden, wie ihre Eltern.“
  • Wohlhabende Ruheständler 
    Viele Vermögensverwalter legen den Fokus ihrer Bemühungen auf die umsatzträchtigere Vermögensbildungsphase ihrer Kunden. Doch wechseln diese im Alter in die Entnahmephase, ändern sich ihre Präferenzen und auch der Beratungsbedarf. Steuer- und Nachlassplanung treten in den Vordergrund, ebenso wie allgemeine Lebensplanung. Vermögensverwalter, die ihrer Kundschaft auch in dieser Lebensphase mit spezifischen Beratungs- und Dienstleistungsangeboten zur Seite stehen, erschließen neue Umsatzquellen.

„Vermögensverwalter sollten jetzt ihre Sicht auf den Kunden ändern, und sie bei ihren speziellen Bedürfnissen und in ihren individuellen Lebensphasen abholen,“ sagt Zakrzewski. „So können sie die kommenden fünf Jahre steigender weltweiter Vermögenswerte in eine Erfolgsphase für ihr Unternehmen verwandeln.“

Über die Studie

Mit dem Global Wealth Report untersucht die Boston Consulting Group jährlich die weltweite Entwicklung privater Finanzvermögen, Sachwerte sowie Verbindlichkeiten. Die Analyse umfasst aktuell 97 Märkte, auf die zusammen 98 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts entfallen, und berücksichtigt Daten von mehr als 150 Vermögensverwaltern. Die diesjährige Studie ist die 21. Ausgabe.

Über BCG

Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt führende Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft in partnerschaftlicher Zusammenarbeit dabei, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group hilft Kunden, umfassende Transformationen zu gestalten: Die Beratung ermöglicht komplexe Veränderungen, eröffnet Wachstumschancen, schafft Wettbewerbsvorteile, verbessert die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des Geschäftsergebnisses.

Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustoßen. BCG verzahnt führende Management-Beratung mit Expertise in Technologie, Digital und Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorne bringen. Das Unternehmen mit Büros in mehr als 90 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 22.000 Mitarbeitern im Jahr 2020 einen Umsatz von 8,6 Milliarden US-Dollar.

Weitere Informationen: www.bcg.at