Deutlich mehr Pharma- und Medizintechnikfirmen als bisher gelten als Vorreiter in Sachen Innovation

  • Unter den 50 Unternehmen mit dem höchsten Innovationsansehen weltweit rangieren Tech-Firmen auf den vordersten Plätzen
  • BCG-Studie analysiert Wahrnehmung von Unternehmen sowie Treiber von deren Innovationskraft
  • Österreichische Unternehmen haben im internationalen Vergleich Aufholbedarf bei Innovation

Wien, 16. April 2021 – Jedes fünfte der weltweit 50 innovativsten Unternehmen kommt aus der Pharma- oder der Medizintechnikbranche. Damit hat sich die Anzahl der Firmen aus diesen Sektoren im Ranking im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Das zeigt die Studie The Most Innovative Companies 2021 – Overcoming the Readiness Gap, für die die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) weltweit rund 1.600 Innovationsmanager befragt und die Ergebnisse mit Kennzahlen der Unternehmen kombiniert hat. Das diesjährige Ranking enthält zehn Firmen, die im medizinischen Bereich aktiv sind. 2020 hatten es nur vier Unternehmen aus den Branchen Pharma und Medizintechnik auf die Liste geschafft.

„Die Coronapandemie hat gezeigt, dass Innovation auch in kurzer Zeit und unter schwierigen Bedingungen möglich ist“, sagt Dr. Johann Harnoss, Associate Director bei BCG und Autor der Studie. „Viele Pharma- und Medizintechnikunternehmen haben das eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“ So sind mit Pfizer (Rang 10), Johnson & Johnson (20), Moderna (42) sowie AstraZeneca (49) gleich vier Unternehmen neu in der Liste vertreten, die direkt an der Entwicklung von Corona-Impfstoffen beteiligt waren.

US-Technologieunternehmen dominieren das Ranking

In diesem Jahr kommen 15 der 20 bestplatzierten Firmen aus der Technologie- oder der Softwarebranche. Die ersten vier Ränge belegen – wie bereits 2020 – die Technologieunternehmen Apple, Alphabet (der Google-Mutternkonzern), Amazon und Microsoft. Der Automobilhersteller Tesla machte einen Sprung von Rang elf auf den fünften Platz. Beim Blick auf die Herkunft der Unternehmen wird ein Schwerpunkt in den USA deutlich. 27 der 50 gewählten Firmen kommen aus den Vereinigten Staaten; dahinter folgen Asien mit zwölf Unternehmen (davon fünf aus China) und Europa mit elf.

Die Befragung zeigt, dass europäische Firmen im internationalen Vergleich deutlich weniger in Innovation investieren. 48 Prozent der europäischen Unternehmen planen, ihre Innovationsausgaben in diesem Jahr zu erhöhen. In China (79 Prozent) und den USA (69 Prozent) liegt dieser Anteil deutlich höher. Dabei haben die Erfahrungen mit der Coronapandemie die grundlegende Bedeutung von Innovation insgesamt in den Fokus gerückt. 75 Prozent der von BCG befragten Unternehmen zählen Innovation heute zu ihren drei wichtigsten strategischen Prioritäten; im vergangenen Jahr waren es nur 65 Prozent.

In Österreich sehen vier von zehn Unternehmen in Innovation eine Priorität und investieren mehr in diesen Bereich als der Wettbewerb. Knapp jedes zweite befragte österreichische Unternehmen plant eine Anhebung des Budgets für Forschung und Entwicklung – im Vorjahr war es nur ein Viertel der Firmen. „Auch wenn wir einen Anstieg beobachten, liegen wir in Österreich immer noch deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt. International wollen fast zwei Drittel der Unternehmen ihr Innovationsbudget erhöhen. Es gibt in Österreich Aufholbedarf“, kommentiert Dr. Lukas Haider, BCG-Österreich-Chef, die Entwicklung.

Auch Deutschland hinkt in dieser Hinsicht trotz vieler innovativer Unternehmen im globalen Vergleich hinterher. So zeigt die Befragung, dass nur 30 Prozent der deutschen Unternehmen die strategische Priorität von Innovation auch durch entsprechende Investitionen untermauern – weltweit tun dies 49 Prozent. Aktuell liegt Siemens als innovativstes deutsches Unternehmen auf Rang elf im Ranking. Weitere deutsche Vertreter sind Bosch (30, Technologie), Adidas (34, Konsumgüter), SAP (40, Software) und Bayer (50, Pharma).

Vielfalt macht Unternehmen innovativer

Die Studie kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass die 50 innovativsten Unternehmen eine signifikant größere kulturelle und Geschlechtervielfalt aufweisen als der Durchschnitt der weltweit 1.000 größten Unternehmen. Betrachtet man die Rankings der vergangenen 15 Jahre im Zeitverlauf, so zeigt sich, dass Diversität eine größere Innovationskraft bewirkt. In umgekehrter Richtung ist jedoch kein klarer Zusammenhang erkennbar. Das liegt daran, dass die entsprechenden Unternehmen sich bereits vor ihrem Einstieg in die Bestenliste durch eine größere Vielfalt auszeichneten, diese jedoch nicht weiter zunahm, nachdem die Firmen dort vertreten waren. „Unternehmen, die den Wert von Diversität in all ihren Facetten erkannt haben, sind in der Folge auch oft innovativer. Wer vielfältige Teams aufbaut, hat größere Chancen, als Innovationsführer erfolgreich im Markt zu sein“, sagt Johann Harnoss.

Die Ergebnisse der Studie zeigen zudem, dass als innovativ wahrgenommene Unternehmen auch an der Börse bessere Ergebnisse erzielen. Die durchschnittliche Aktienrendite der 50 Unternehmen auf der Liste der „Most Innovative Companies“ lag im Jahr 2020 um 17 Prozentpunkte höher als die des MSCI World Index. Selbst wenn man große Technologiefirmen wie Apple und Amazon aus der Analyse ausschließt, beträgt der Unterschied noch 13 Prozentpunkte. Die Berechnungen von BCG ergaben, dass Innovationsführer rund dreimal so hohe Renditen aus Innovation erzielen wie Unternehmen, die weniger innovativ sind.

„Immer mehr Unternehmen haben erkannt, wie wichtig Innovationsfähigkeit ist“, resümiert Johann Harnoss. „Die Herausforderung besteht nun darin, diese Erkenntnis auch in konkrete Wertschöpfung zu übersetzen. Das gelingt aktuell nur einem Fünftel der Unternehmen. Von zentraler Bedeutung für eine erfolgreiche Innovationskultur sind drei Faktoren: Sie sollte strategiebasiert, CEO-getrieben und datengestützt sein“, erläutert Harnoss.

Über BCG

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Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustoßen. BCG verzahnt führende Management-Beratung mit Expertise in Technologie, Digital & Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorne bringen. Das Unternehmen mit Büros in mehr als 90 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 22.000 Mitarbeitern im Jahr 2020 einen Umsatz von 8,6 Milliarden US‑Dollar. Weitere Informationen: www.bcg.at