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Zürich—Das Wachstum im weltweiten Zahlungsverkehr verliert deutlich an Dynamik: Bis 2029 steigt der Ertrag der Payments-Branche zwar auf 2,4 Billionen US-Dollar, legt aber mit einer Wachstumsrate von rund 4 Prozent pro Jahr deutlich langsamer zu als in den vergangenen Jahren. Gleichzeitig eröffnen neue Technologien wie Stablecoins und Agentic AI Chancen für eine strukturelle Neuausrichtung der Branche – wenn ihr Potenzial konsequent genutzt wird. Das zeigt der aktuelle Global Payments Report 2025 der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) mit dem Titel The Future Is (Anything but) Stable . Die Studie analysiert jährlich die weltweiten Zahlungsströme und Erträge der Zahlungsdienstleister.

Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz bei der Nutzung digitaler Zahlungsmittel weiterhin zurück: 2024 wurden hierzulande im Schnitt 424 digitale Zahlungen pro Kopf getätigt. In den nordischen Ländern ist das Niveau deutlich höher. Die Norweger kommen auf rund 800 Transaktionen pro Jahr, gefolgt von Dänemark (rund 700) sowie Schweden und Finnland mit jeweils rund 600 Transaktionen pro Kopf.

Damit ist die Schweiz bei den digitalen Zahlungen zwar über dem EU27-Durchschnitt von rund 380 und bis 2029 wird die Zahl hierzulande auf rund 600 Zahlungen steigen. Doch liegt der schweizerische Markt gegenüber den Spitzenreitern in Europa noch deutlich zurück. „Die Schweizer hängen bei der Bezahlung an der Kassa nach wie vor oft am Bargeld und haben vor allem gegenüber nordischen Ländern weiterhin Aufholbedarf“, sagt Dr. Markus Ampenberger , BCG-Experte für Zahlungsverkehr und Co-Autor der Studie.

Ertragspool in Europa und Nordamerika wächst unter dem globalen Schnitt

In der Schweiz werden die Erträge der Zahlungsdienstleister im Zeitraum von 2024 bis 2029 voraussichtlich nur um durchschnittlich 2.7 Prozent pro Jahr zulegen. Damit verlangsamt sich die Dynamik deutlich im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren, in denen die Branche hierzulande noch robuster 7% Zuwachsraten erzielt hat. Für denselben Zeitraum prognostizieren die Autoren, für Österreich 1,1 Prozent und Deutschland 2,0 Prozent Wachstum. Die Schweiz liegt damit im DACH-Vergleich auf Rang eins – insgesamt bleibt die Region jedoch hinter den dynamischeren Weltmärkten zurück. Rückläufige Zinserträge bremsen die Entwicklung, während Transaktionserlöse für Stabilität sorgen und bis 2029 den wichtigsten Wachstumstreiber darstellen.

Weltweit belief sich der Ertragspool im Zahlungsverkehr 2024 einschliesslich Erlösen aus Transaktionen, Gebühren und Zinserträgen aus Girokonten oder Kreditkarten insgesamt auf 1,9 Billionen US-Dollar – nach jahrelangem Wachstum von durchschnittlich knapp 9 Prozent pro Jahr. Künftig wird der globale Ertragspool nach BCG-Prognose nur noch um rund 4 Prozent jährlich zulegen, da die positiven Effekte aus Einlagenmargen nachlassen. Dabei zeigen sich deutliche regionale Unterschiede: Betrachtet man das gesamte Wachstum – also transaktionsbezogene und nicht-transaktionsbezogene Erträge zusammen –, liegt Lateinamerika im Zeitraum 2024 bis 2029 mit einem prognostizierten jährlichen Plus von 7,9 Prozent klar an der Spitze. Es folgen der Mittlere Osten und Afrika mit 6,8 Prozent. In Europa wird das Wachstum in diesem Zeitraum voraussichtlich bei 3,5 Prozent liegen und damit in etwa auf dem Niveau von Nordamerika (3,4 Prozent) und dem asiatisch-pazifischen Raum (3,3 Prozent).

„Das starke Wachstum in Lateinamerika speist sich vor allem aus zweistelligen Zuwächsen bei transaktionsbezogenen Erträgen, während in Europa und Nordamerika die Märkte deutlich gesättigter sind. Dort bremsen zudem die stark nachlassenden Zinseffekte, die in den vergangenen Jahren noch für zusätzlichen Rückenwind gesorgt haben“, so Ampenberger .

Neue Technologien verändern die Branche

Die Studie benennt zudem fünf strukturelle Kräfte, die den Zahlungsverkehr nachhaltig verändern. Dazu zählen Agentic AI, Stablecoins, Fintech-Innovationen, Echtzeitüberweisungen sowie die anhaltende Notwendigkeit zur Kostenoptimierung. Für Banken und Zahlungsdienstleister bedeutet das, ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle an diese Entwicklungen anzupassen und so die Weichen für die nächste Wachstumsphase zu stellen.

Agentic AI – also KI-Systeme, die eigenständig Aufgaben ausführen und Entscheidungen treffen können – wird den Zahlungsverkehr massgeblich prägen. Mehr als eine Billion US-Dollar an E-Commerce-Ausgaben könnte in den kommenden Jahren von solchen KI-Anwendungen beeinflusst werden. Schon heute geben 81 Prozent der von BCG befragten US-Konsumenten an, beim Einkaufen entsprechende KI-basierte Tools nutzen zu wollen.

Auch digitale Währungen wie Stablecoins entwickeln sich zu einem bedeutenden Faktor: Mit einem Transaktionsvolumen von 26 Billionen US-Dollar spielen sie bereits eine grosse Rolle – auch wenn bislang nur rund ein Prozent davon auf reale Zahlungen entfällt. Das Potenzial für Banken und neue Anbieter ist dennoch enorm.

Gleichzeitig wächst das Fintech-Segment dynamisch: Zahlungsdienstleister aus diesem Sektor erzielten 2024 weltweit 176 Milliarden US-Dollar an Ertrag und verzeichnen 45 Prozent des gesamten Fintech-Ertrags bei jährlichen Wachstumsraten von 23 Prozent. Die erfolgreichsten Fintech-Player wachsen damit dreimal so schnell wie etablierte Anbieter. In den vergangenen 25 Jahren haben sie zudem mehr als 135 Milliarden US-Dollar an Eigenkapitalfinanzierung angezogen, etwa ein Viertel aller Investitionen weltweit in Fintechs.

Ebenfalls an Fahrt gewinnen Transaktionen in Echtzeit, sogenannte „Instant Payments“. Allein 2024 stieg das weltweite Transaktionsvolumen um 40 Prozent. Inzwischen entfallen rund ein Viertel aller digitalen Zahlungen von Privatkunden weltweit auf diese Systeme. In Märkten wie Indien oder Brasilien machen Echtzeitzahlungen bereits mehr als die Hälfte aller digitalen Transaktionen aus; bis 2030 wird eine ähnliche Verbreitung auch im Mittleren Osten und in Afrika erwartet. In der Schweiz wurde die entsprechende Infrastruktur jedoch erst im August 2024 eingeführt – das weitere Wachstum wird sich daher erst in den kommenden Jahren entfalten.

Insgesamt wird deutlich: Die globale Payments-Branche steht an einem Wendepunkt – und die Schweiz bildet hier keine Ausnahme. „Wachstum und Kundennutzen gehen künftig Hand in Hand“, betont Ampenberger . „Die Gewinner von morgen werden nicht nur die schnellsten Technologieanwender sein, sondern diejenigen, die neue Fähigkeiten konsequent in ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle sowie in ihr Kundenangebot integrieren.“

Pressekontakt:

Boston Consulting Group
Barbara Naef
Head of Marketing & Communications Switzerland
Tel. +41 79 373 8942

Über die Studie

Der jährliche Global Payments Report analysiert die Entwicklungen des Marktes für Zahlungsabwicklungen und erscheint dieses Jahr in der 23. Ausgabe. Er basiert unter anderem auf Auswertungen des BCG Global Payment Models.

Über BCG​

Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt führende Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft in partnerschaftlicher Zusammenarbeit dabei, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group hilft Kunden, umfassende Transformationen zu gestalten: Die Beratung ermöglicht komplexe Veränderungen, eröffnet Wachstumschancen, schafft Wettbewerbsvorteile, verbessert die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des Geschäftsergebnisses.

Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustossen.

BCG verzahnt führende Management-Beratung mit Expertise in Technologie, Digital and Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorn bringen. Das Unternehmen mit Büros in mehr als 100 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 33’000 Mitarbeiter:innen im Jahr 2024 einen Umsatz von 13,5 Milliarden US-Dollar. Weitere Informationen: www.bcg.com